Die erste dokumentierte Begegnung der Maya mit Europäern fand im Jahr 1511 statt, als eine spanische Schiffsbesatzung unter der Führung von Jerónimo de Aguilar und Gonzalo Guerrero Schiffbruch erlitt und an die Küste der Halbinsel Yucatán, dem Gebiet der Maya, gespült wurde.
Hintergrund der Reise
Die Spanier waren auf dem Weg von Darién (im heutigen Panama) nach Santo Domingo (Haiti), als sie auf einem Riff vor Jamaika Schiffbruch erlitten. Die Überlebenden, darunter Jerónimo de Aguilar und Gonzalo Guerrero, landeten in der Nähe der Küste Yucatáns und wurden von den Maya gefangen genommen. In den Berichten von Bernal Díaz del Castillo – einem spanischen Historiker und Chronisten der Eroberung Mexikos – wird diese Begegnung detailliert beschrieben. Laut Díaz del Castillo wurden viele der Schiffbrüchigen den Göttern geopfert, während Aguilar und Guerrero überlebten.
Unterschiedliche Lebenswege von Aguilar und Guerrero
Während Aguilar schließlich von Hernán Cortés gerettet wurde und sich den Spaniern anschloss, entschied sich Gonzalo Guerrero, bei den Maya zu bleiben. Guerrero passte sich nicht nur der Kultur der Maya an, sondern heiratete eine Maya-Frau, nahm ihre Bräuche an und stieg in der gesellschaftlichen Hierarchie auf, bis er zu einem wichtigen militärischen Führer wurde. Er spielte eine Schlüsselrolle bei der Organisation des Widerstands gegen die spanischen Eroberer. Einige historische Berichte deuten darauf hin, dass Guerrero den Maya beibrachte, wie sie die spanischen Kriegsstrategien kontern konnten, und damit die Spanier in ihrer Eroberung verzögerte.
Jerónimo de Aguilar hingegen blieb seiner spanischen Herkunft treu und wurde später ein Dolmetscher für Cortés, als dieser in Yucatán landete, um mit den Maya zu verhandeln und schließlich die Azteken zu erobern.
Historische Quellen
- Bernal Díaz del Castillo: Sein Werk „Historia verdadera de la conquista de la Nueva España“ (Die wahre Geschichte der Eroberung Neuspaniens) ist eine der wichtigsten Primärquellen zu dieser Zeit. Díaz del Castillo diente unter Cortés und war ein Augenzeuge vieler Ereignisse.
- Die Briefe von Hernán Cortés: In seinen Briefen an König Karl V. berichtet Cortés über die Expeditionen in die Maya-Gebiete und erwähnt auch die Rolle von Jerónimo de Aguilar.
- Die „Relación de las cosas de Yucatán“ von Diego de Landa: Landa war ein spanischer Franziskaner und Missionar, der später über die Maya-Kultur und die Interaktionen zwischen Spaniern und Maya schrieb.
Zusammenfassung
Die erste Begegnung zwischen den Maya und den Europäern war durch Missverständnisse und brutale Rituale gekennzeichnet. Doch aus dieser Begegnung entstand eine interessante kulturelle Fusion: Während Aguilar seine spanischen Wurzeln bewahrte, entschied sich Guerrero, sich den Maya anzuschließen, ihre Bräuche zu übernehmen und ihre Kultur zu verteidigen.
Die Begegnung mit Gonzalo Guerrero war besonders bemerkenswert, da sie zeigt, wie ein Europäer sich vollständig in die Maya-Gesellschaft integrierte und sogar eine Schlüsselrolle im Widerstand gegen die spanischen Kolonisatoren spielte.