Auf unserer Farm in Santa Maria de Cahabon, im Hochland von Guatemala, verfolgen wir ein Konzept, das traditionelle landwirtschaftliche Methoden mit der natürlichen Struktur eines Waldes kombiniert – den sogenannten Nahrungswald. Hier, in einer der ärmsten Regionen des Landes, bauen wir ein vielschichtiges Anbausystem auf, das nicht nur die lokale Ernährungssicherheit stärkt, sondern auch den Boden regeneriert und die Biodiversität fördert.
Was ist ein Nahrungswald?
Ein Nahrungswald ist ein vielschichtiges, diversifiziertes Anbausystem, das wie ein natürlicher Wald aufgebaut ist. Im Gegensatz zu intensiven Monokulturen setzt der Nahrungswald auf eine hohe Diversität, die sich in Santa Maria de Cahabon besonders bewährt hat. So pflanzen wir beispielsweise Kakaobäume als Hauptkultur, die gemeinsam mit Schattenbäumen wie dem Madre de Cacao und Obstbäumen wie Avocado und Banane gedeihen. Durch diese Anordnung schaffen wir eine harmonische, widerstandsfähige Pflanzenstruktur, die den Herausforderungen unseres lokalen Klimas – wie Starkregen und Trockenperioden – besser standhält.
Die sieben Schichten eines Nahrungswaldes auf unserer Farm
In unserem Nahrungswald sind bis zu sieben Schichten vertreten, die den Raum von den Baumkronen bis in die Wurzeln optimal nutzen und eine Vielfalt an Nahrungsmitteln und anderen Nutzen bieten:
- Obere Baum-Schicht: In Santa Maria de Cahabon pflanzen wir Bäume wie Avocado und den Madre de Cacao, die Schatten spenden und gleichzeitig den Boden verbessern.
- Untere Baum-Schicht: Zwergobstbäume und andere Pflanzen, die auf halber Höhe wachsen, wie Kaffee- und Zitronenbäume, die sich gut an die Bedingungen in unserer Region anpassen.
- Strauch-Schicht: Hier setzen wir Sträucher wie Beeren und verschiedene Pfefferarten, die unter den größeren Bäumen gedeihen und uns zusätzliche Nahrungs- und Einnahmequellen bieten.
- Krautschicht: Niedrige Pflanzen wie Koriander, Minze und Basilikum, die im Schatten der Bäume gedeihen und die Küchen der umliegenden Gemeinden bereichern.
- Bodendecker-Schicht: Bodendecker wie Klee und lokale Wildkräuter schützen den Boden vor Erosion, die durch den starken Regen in unserer Region begünstigt wird.
- Kletterpflanzen-Schicht: Pflanzen wie die Passionsfrucht wachsen an den Bäumen empor und erweitern die Vielfalt der Anbauprodukte.
- Rhizom-Schicht: Im Boden wachsen Knollenpflanzen wie Maniok und Süßkartoffeln, die ebenfalls zur Ernährungssicherheit beitragen und den Nährstoffgehalt des Bodens verbessern.
Vorteile des Nahrungswaldes in Santa Maria de Cahabon
Die Vorteile unseres Nahrungswaldes sind vielfältig und reichen von ökologischen Verbesserungen bis hin zur Unterstützung der Gemeinschaft in Santa Maria de Cahabon:
- Biodiversität: Die Vielzahl an Pflanzen zieht verschiedene Tierarten an, was zur natürlichen Schädlingsbekämpfung und Bestäubung beiträgt. In unserem Nahrungswald haben wir bereits eine Zunahme von Vögeln und Insekten festgestellt, die ein gesundes, natürliches Gleichgewicht schaffen.
- Bodenverbesserung: Die Wurzelsysteme der verschiedenen Pflanzen schützen den Boden vor Erosion und verbessern die Wasseraufnahme. Diese Schutzfunktion ist essenziell in unserer Region, in der starke Regenfälle das Risiko für Bodenverluste erhöhen.
- Wasserbewirtschaftung: Durch die dichte Bepflanzung bleibt mehr Wasser im Boden, was besonders während der Trockenperioden in Santa Maria de Cahabon vorteilhaft ist. Der Boden hält länger Feuchtigkeit und bietet den Pflanzen eine verlässliche Wasserquelle.
- Kohlenstoffbindung und Klimaschutz: Nahrungswälder wie unserer in Guatemala helfen, CO₂ zu binden und tragen so zur Reduktion der Treibhausgase bei. Dies ist ein wertvoller Beitrag im Kampf gegen den Klimawandel.
- Ernährungssicherheit und Einkommensquelle: Der Nahrungswald versorgt uns und die umliegenden Gemeinden ganzjährig mit Lebensmitteln und bietet eine stabile Einkommensquelle durch den Verkauf von Kakao, Kaffee und weiteren Pflanzen, die auf diesem Modell basieren.
Herausforderungen und potenzielle Nachteile
Trotz der vielen Vorteile bringt das Anlegen und Pflegen eines Nahrungswaldes auch Herausforderungen mit sich, besonders in einer ländlichen Region wie Santa Maria de Cahabon:
- Langfristiger Aufbau: Unser Nahrungswald benötigt mehrere Jahre, bis er sein volles Potenzial entfaltet. Die Kakao- und Avocadobäume benötigen drei bis fünf Jahre, bis sie erstmals Erträge liefern, was Geduld und eine anfänglich hohe Investition erfordert.
- Komplexität des Managements: Der Aufbau und die Pflege eines Nahrungswaldes erfordern spezifisches Wissen über Permakultur und Ökologie. Um die komplexe Interaktion der Pflanzenarten zu verstehen und zu nutzen, ist intensive Ausbildung notwendig, die oft fehlt. Wir sind jedoch bestrebt, dieses Wissen an die lokale Gemeinschaft weiterzugeben.
- Invasive Pflanzenarten: Es gibt einige invasive Pflanzen in unserer Region, die die natürlichen Arten gefährden können. Um die Balance zu halten, ist kontinuierliches Management notwendig, um die Ansiedlung solcher Arten zu verhindern.
- Limitierte Mechanisierung: Aufgrund der dichten und diversifizierten Struktur ist es kaum möglich, Maschinen einzusetzen. Dies erfordert einen hohen manuellen Arbeitsaufwand, der insbesondere für größere Nahrungswaldprojekte eine Herausforderung darstellen kann.
- Hochkomplexe Planung und Umsetzung: Die Planung eines Nahrungswaldes erfordert viel Aufwand. Für das ideale Zusammenspiel der Pflanzen ist eine sorgfältige Platzierung und Auswahl notwendig, die lokale Wachstumsbedingungen und Traditionen berücksichtigt.
Ein Modell für nachhaltige Entwicklung in Santa Maria de Cahabon
In Santa Maria de Cahabon haben wir durch unseren Nahrungswald eine neue Perspektive für die lokale Landwirtschaft geschaffen. Dieser Ansatz unterstützt die Familien in unserer Region dabei, sich durch den Anbau von Kakao, Vanille und anderen Pflanzen eine nachhaltige Lebensgrundlage aufzubauen. Durch die Entwicklung solcher Projekte schaffen wir Arbeitsplätze, fördern die Biodiversität und sorgen dafür, dass die natürliche Balance und die kulturelle Identität der Region bewahrt bleiben.
Quellen:
- Altieri, M. A. (1995). Agroecology: The Science of Sustainable Agriculture. Westview Press.
- Crawford, M. (2010). Creating a Forest Garden: Working with Nature to Grow Edible Crops. Green Books.
- Fukuoka, M. (1978). The One-Straw Revolution: An Introduction to Natural Farming. Rodale Press.
- Hart, R. (1996). Forest Gardening: Cultivating an Edible Landscape. Chelsea Green Publishing.
- Henderson, M. (2020). Water Conservation in Agroforestry Systems. Environmental Science Journal.
- Hobbs, R. J., & Humphries, S. E. (1995). An Integrated Approach to the Ecology and Management of Plant Invasions. Conservation Biology, 9(4), 761-770.
- Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC). (2019). Climate Change and Land.
- Jacke, D., & Toensmeier, E. (2005). Edible Forest Gardens (Vol. 1 & 2): Ecological Vision and Theory for Temperate Climate Permaculture. Chelsea Green Publishing.
- Lal, R. (1997). Soil Conservation and the Mitigation of Greenhouse Effects. Environmental Science and Policy.
- Mollison, B. (1988). Permaculture: A Designer's Manual. Tagari Publications.
- World Agroforestry Centre. (2018). Agroforestry for Sustainable Land Use.
Dieser Bericht zeigt, wie wir auf unserer Farm in Santa Maria de Cahabon durch Nahrungswälder zur sozialen und ökologischen Entwicklung beitragen. Unser Ziel ist es, nachhaltige Lebensgrundlagen zu schaffen, die Umwelt zu schützen und unser Wissen in die Gemeinschaft einzubringen.