Vor zehn Jahren begann Maria in Patzún, einem kleinen Ort in Guatemala, etwas Eigenes aufzubauen. Sie wollte ihre Familie unterstützen, als ihr Mann keine Arbeit fand, und fand einen Weg, der ihren Alltag und den ihrer Familie verbessern sollte. Ohne besonderes Vorwissen über Unternehmertum, ohne Marketingkenntnisse, nur mit einer großen Portion Entschlossenheit und einem klaren Ziel vor Augen machte sie sich daran, einen Ort zu schaffen, der mehr ist als nur eine Einkommensquelle.
In ihrem „Club de Nutrición“ bietet Maria ein einfaches Konzept: Ein Nahrungsergänzungsmittel – in ihrem Fall Herbalife – steht täglich von 8:30 bis 12:30 Uhr für ihre Gäste bereit.
Und nur zur Klarstellung, das ist KEIN Artikel um Herbalife zu promoten. Aber sie haben Schoko Geschmack und das ist ja schon eine kleine Verbindung zu Corazon de Cacao. :=)
Die Menschen in ihrer Nachbarschaft kommen vorbei, um die Produkte zu sich zu nehmen und ein wenig Zeit miteinander zu verbringen. Sie verzichtete von Anfang an auf aufwendige Werbung und vertraute darauf, dass ihre Nähe und Offenheit die Menschen anzieht. Wer ihren Club betritt, spürt sofort, dass dieser Ort einfach, freundlich und authentisch ist.
Auch ich besuchte den Club, den ich durch Zufall während ich in Patzún war fand, und konnte die besondere, bodenständige Atmosphäre spüren. Hier treffen sich Frauen und einige Männer aus dem Viertel, tauschen sich aus und finden eine kleine Auszeit vom Alltag. Es ist ein Ort, an dem die Menschen einfach beisammen sind. Marias Idee zeigt mir auf eine ganz andere Art und Weise, dass Unternehmertum nicht immer groß oder revolutionär sein muss, um eine Veränderung zu bewirken – oft reicht schon ein kleiner, gut überlegter Ansatz.
Indigene Frauen in Patzún haben oft nur eingeschränkten Zugang zu Bildung und finanziellen Möglichkeiten. Maria schafft durch ihren Club eine eigene Einnahmequelle für ihre Familie und verdient dabei etwa 1.000 Euro im Monat, das Dreifache des Einkommens ihres Mannes. Diese finanzielle Stabilität gibt ihrer Familie ein Stück Sicherheit, und sie nutzt das Geld gezielt für die Ausbildung ihrer Tochter, die eine Leidenschaft für das Geigenspiel entwickelt hat. So stellt sie sicher, dass ihre Tochter Chancen bekommt, die sie selbst nicht hatte.
Maria begegnet ihren Gästen mit einer Lebensfreude, die ansteckend ist. Sie lacht viel, empfängt jeden mit einer ehrlichen Freundlichkeit und hat eine klare Einstellung zu ihrer Arbeit. Als ich sie halb im Scherz um eine kostenlose Probe bat, antwortete sie mit einem Lächeln: “ Gratis le quita el valor a las cosas" „Gratis ist der Tod." und sie drückt damit auf sehr liebenswert Art aus, dass was kostenlos angeboten wird, an Wert verliert – eine Philosophie, die Maria klar vertritt.
Für Maria ist es wichtig, den Wert ihrer Arbeit zu kennen und ihn selbstbewusst zu vertreten.
Was macht den Club zu etwas Besonderem?
Maria hat ohne viel Aufwand eine kleine Marke aufgebaut, die für Authentizität und Nähe steht. Durch ihre tägliche Präsenz und ihr offenes Wesen hat sie das Vertrauen der Menschen gewonnen, die immer wiederkommen und den Club weiterempfehlen. Es geht nicht um ein Produkt allein, sondern um einen Ort, der Menschen zusammenbringt und sie sich willkommen fühlen lässt.
Das Erfolgsgeheimnis von Marias Modell liegt in seiner Einfachheit. Der Club kommt ohne große Investitionen und aufwendige Prozesse aus, bietet aber eine Regelmäßigkeit, die den Menschen vertraut ist. Die wiederkehrenden Einnahmen schaffen Stabilität, und Maria hat ein Gefühl dafür entwickelt, was die Menschen in ihrer Umgebung schätzen. Durch ihr Verständnis für die Bedürfnisse ihrer Kunden und die persönliche Bindung, die sie zu ihnen aufbaut, hat sie ein funktionierendes, unkompliziertes Geschäft geschaffen.
Marias Modell zeigt, dass Unternehmertum nicht immer Innovation in großem Stil bedeutet. Manchmal geht es nur darum, mit den verfügbaren Mitteln eine Idee konsequent umzusetzen und auf einfache Weise die Menschen zu erreichen, die davon profitieren können. Es ist ein Beispiel für Lean Entrepreneurship im besten Sinne – für ein Geschäftsmodell, das mit kleinem Aufwand und viel Menschlichkeit den Unterschied machen kann. Auch in Deutschland könnten Unternehmen aus dieser Art von Nähe und Vertrauen viel lernen.
Und geht das auch in Deutschland?
Ich bin sicher, dass dieses Konzept auch in Deutschland oder anderen entwickelten Regionen funktioniert. Hier meine Idee, wie man auch in Deutschland einfach starten könnte.
Dieser Ansatz basiert auf Einfachheit, Authentizität, Kundennähe und dem Aufbau von Vertrauen innerhalb der Gemeinschaft. In Zukunft werde ich mehr über das "Maria Konzept" schreiben. Die folgenden Schritte helfen, dieses Konzept erfolgreich zu adaptieren:
1. Starte mit einer klaren, einfachen Idee
- Fokussiere dich auf eine zentrale Idee, die leicht verständlich ist und einen klaren Mehrwert bietet. Maria bietet ein einfaches Nahrungsergänzungsmittel an, das sie zu einem festen Ritual und Treffpunkt machte. Und es ist klar, die Menschen kommen nicht (nur) wegen des Produktes.
- Vermeide Komplexität: Ein überschaubares Konzept erleichtert den Start und reduziert Anfangskosten. Denk daran, dass weniger oft mehr ist, vor allem in der Anfangsphase.
2. Schaffe einen Ort der Zugehörigkeit
- Wähle einen physischen oder virtuellen Raum, in dem sich Kunden wohlfühlen und gerne verweilen. Das kann ein kleines Café, ein Fitnessstudio, ein Workshop-Raum oder eine Online-Community sein.
- Fördere eine einladende Atmosphäre: Marias Club fühlte sich für Besucher wie ein Zuhause an. Für Kunden sollte der Ort deines Geschäfts ebenfalls offen und freundlich sein – kein steriles Geschäft, sondern ein Ort, der Menschen anzieht.
3. Vermeide teure Werbung, setze auf Authentizität
- Vertraue auf Mundpropaganda und Empfehlungen, statt auf aufwendige Marketingstrategien. Authentizität und persönliche Empfehlungen sind oft effektiver als teure Werbekampagnen.
- Präsentiere dich als Mensch, nicht als Marke: Lass deine Persönlichkeit und deine Leidenschaft für das Geschäft spürbar sein. Integriere das, was dir wichtig ist, und erzähle deine Geschichte.
4. Baue Beziehungen auf, nicht (nur) Kundenzahlen
- Kümmere dich persönlich um deine Kunden: Lerne ihre Namen, erinnere dich an kleine Details. Diese Beziehung schafft Vertrauen und eine tiefe Bindung, die weit über den ersten Kauf hinausgeht.
- Organisiere regelmäßige Treffen oder Events: Biete kleine, regelmäßige Veranstaltungen an, bei denen Kunden zusammenkommen und sich austauschen können. Das könnte ein monatlicher Themenabend oder ein Workshop sein, bei dem Kunden Wissen und Tipps teilen.
5. Achte auf die Bedürfnisse der Gemeinschaft
- Verstehe die Wünsche und Probleme deiner Zielgruppe: Höre aufmerksam zu und passe dein Angebot entsprechend an. Wenn du verstehst, was die Menschen wirklich brauchen, kannst du dein Produkt oder Dienstleistung besser an ihre Bedürfnisse anpassen.
- Passe dein Produkt an lokale Gegebenheiten an: Marias Konzept war auf die Nachbarschaft abgestimmt. Finde heraus, welche Besonderheiten es in deiner Umgebung gibt, und nutze sie als Stärke.
6. Verkaufe nicht um jeden Preis
- Respektiere den Wert deines Angebots: Maria veranschaulichte diesen Grundsatz mit „Gratis ist der Tod“. Gib deinem Angebot den Wert, den es verdient, und verschenke es nicht.
- Biete einen fairen Preis, der Qualität und Aufwand widerspiegelt: So fühlen Kunden, dass sie ein wertvolles Produkt oder eine wertvolle Dienstleistung erhalten, und du bewahrst den Respekt vor deinem Geschäft.
7. Investiere in die nächste Generation
- Denke an die Zukunft: Ein Teil des Einkommens kann sinnvoll reinvestiert werden, sei es in Aus- und Weiterbildung oder neue Projekte, die langfristig helfen, das Geschäft auszubauen.
- Biete Schülern, Studenten oder Interessierten Einblicke und Chancen, von dir zu lernen: Sei Vorbild für Menschen, die nach dir kommen, und gib dein Wissen weiter. So entsteht eine nachhaltige Geschäftsstruktur.
8. Sei geduldig und konsequent
- Setze auf Nachhaltigkeit und kontinuierliches Wachstum statt auf schnellen Erfolg: Der Aufbau einer Marke, die auf Vertrauen und Gemeinschaft basiert, braucht Zeit. Die Mühe wird langfristig belohnt.
- Sei konsequent in deinem Ansatz: Genauso wie Maria jeden Tag zur gleichen Zeit ihren Club öffnete, ist Kontinuität der Schlüssel, um Vertrauen zu stärken und eine Stammkundschaft aufzubauen.
Umsetzung in Deutschland oder anderen entwickelten Regionen
In einer entwickelten Region bietet das „Maria-Konzept“ eine Alternative zu oft technisierten und anonymen Marktstrategien. Während in Deutschland und anderen westlichen Ländern der Wettbewerbsdruck und die Marktsättigung hoch sind, besteht hier oft eine starke Nachfrage nach authentischen, gemeinschaftsorientierten Unternehmen.
Indem du auf persönliche Beziehungen setzt und dein Geschäft zur echten Anlaufstelle für eine lokale Gemeinschaft machst, kannst du eine langfristige und stabile Kundschaft aufbauen – Menschen, die nicht nur wegen deines Produkts kommen, sondern auch wegen der Begegnungen und des Gefühls der Zugehörigkeit.
Link Sektion
Hilfreiche Links, die das Thema „Lean Entrepreneurship“ und soziales Unternehmertum weiter vertiefen und praktische Einblicke bieten:
- www.theleanstartup.com/principlesLean Startup Prinzipien: Wie Lean Entrepreneurship funktioniert – Die offizielle Seite von Eric Ries mit umfassenden Einführungen und Ressourcen über das Lean-Startup-Modell und wie Unternehmen Ressourcen effizient nutzen können.
- Ashoka – Förderung von Sozialunternehmertum weltweit – Ashoka ist eine führende Organisation für Social Entrepreneurship und bietet Einblicke in unternehmerische Ansätze, die auf gesellschaftliche Herausforderungen abzielen.
- Kiva – Mikrokredite als Unterstützung für Kleinunternehmer weltweit – Eine Plattform, die Mikrokredite an Unternehmer in Schwellenländern vergibt. Kiva unterstützt dabei insbesondere Unternehmer, die einen kleinen Finanzierungsrahmen für ihre Projekte suchen.
- Hub for Social Innovation – Innovatives Unternehmertum für soziale Veränderung – Das Centre for Social Innovation (CSI) bietet Ressourcen und Netzwerke für soziale Innovatoren und Unternehmer, die nachhaltige Veränderungen anstreben.
- UN Sustainable Development Goals – Förderung von wirtschaftlichem Wachstum und Innovation – Die UN-Nachhaltigkeitsziele bieten einen Rahmen für Unternehmer, die sich für soziale Gerechtigkeit, wirtschaftliches Wachstum und Gemeinschaftsentwicklung einsetzen möchten.