Projektregion: Santa Maria de Cahabon, Alta Verapaz, Guatemala
Projektlaufzeit: Aktuell in der Startphase, geplante Laufzeit: langfristig
Zielsetzung: Umwandlung von Weideflächen und abgeholzten Wäldern in nachhaltige Nahrungswälder
Ausgangslage und Projektziele
Santa Maria de Cahabon, liegt in einer von Armut geprägten Region in Guatemalas. Wir leben hier vor Ort und sehen eine die Notwendigkeit für nachhaltige Alternativen zur herkömmlichen Bewirtschaftung von Weiden und Monokulturen. Durch die intensive Nutzung als Weideflächen für Rinder und die Rodung von Wäldern für den Maisanbau, wurden nicht nur die natürlichen Ressourcen geschwächt, sondern auch die Lebensgrundlagen der lokalen Bevölkerung stark beeinträchtigt. Die Böden sind ausgelaugt und erodiert, die Wasserversorgung ist unzureichend und besonders die Biodiversität der Region ist stark reduziert.
Unsere Hauptziele bestehen daher darin, durch die Etablierung oder Erweiterung von Nahrungswäldern die Ernährungs- und Einkommenssituation der Menschen vor Ort zu verbessern, den Boden zu regenerieren und ein ökologisches Gleichgewicht wiederherzustellen. Wir möchten die ehemalige Fruchtbarkeit und Vielfalt zurückbringen und gleichzeitig helfen den Gemeinschaften eine zukunftssichere Lebensgrundlage aufzubauen.
Konzept des Nahrungswaldes
Unser Ansatz ist die Errichtung von Nahrungswäldern, die sich an der natürlichen Struktur eines Waldes orientieren und verschiedene Pflanzenschichten integrieren. Diese Form der Agroforstwirtschaft bietet ökologische, soziale und wirtschaftliche Vorteile, indem sie unterschiedliche Nahrungspflanzen- und Gemüsesorten in einer Form anbaut, die auf natürlichem Zusammenwirken basiert. In diesem Projekt werden wir unter anderem Kakao, Avocado, Mango, Guave ,Vanille, Pfeffer, Chili, Yuka sowie Bananen und Papaya pflanzen. Diese Baumarten bieten nicht nur Nahrung und Schatten, sondern tragen durch ihre unterschiedlichen Wurzelstrukturen zur Verbesserung der Bodenqualität und zur Erhöhung der Wasserspeicherung bei. Begleitpflanzen wie Bohnen und Kürbis fördern die Bodenfruchtbarkeit und tragen zur Ernährungssicherheit bei.
Durch die Einführung dieser vielfältigen Anbaumethoden schaffen wir ein nachhaltiges und widerstandsfähiges Ökosystem, das sowohl die Nahrungsmittelproduktion erhöht als auch langfristig zur Resilienz der Gemeinschaften in Santa Maria de Cahabon beiträgt.
Projektdurchführung
Die praktische Umsetzung des Projekts erfolgt in mehreren Schritten:
- Bodenvorbereitung und Pflanzung:
Die ehemaligen Weideflächen oder Monokulturen werden zunächst aufbereitet. Da die intensive Viehhaltung oder Monokulturen den Boden verdichtet und ausgelaugt hat, beginnen wir mit einer gezielten Bodenverbesserung. Dies umfasst das Einbringen von stickstoffanreichernden Pflanzen und die Anreicherung mit organischem Material, um die Bodenfruchtbarkeit wiederherzustellen. (Beispielsweise pflanzen wir diesen Bodendecker oder Bohnen bei uns) - Baumschulen und Setzlingsanzucht:
In einer eigens dafür eingerichteten Baumschule ziehen wir Setzlinge heran, die optimal an die Bedingungen vor Ort angepasst sind. Die Anzucht erfolgt ab April, sodass die jungen Bäume und Pflanzen gegen Ende der Trokenzeit, von Anfang August bis Ende Dezember, in den Nahrungswäldern gepflanzt werden können. Diese Phase des Projekts wird durch regelmäßige Schulungen und Workshops für die lokale Bevölkerung begleitet. - Einbindung der lokalen Bevölkerung:
Ein zentraler Bestandteil unserer Arbeit ist die aktive Beteiligung der Gemeinschaften. Die Menschen vor Ort nehmen an Schulungen teil und lernen so den nachhaltigen Umgang mit der Natur und die Pflege der Nahrungswälder. Vor allem Frauen sind intensiv in den Aufbau und die Pflege der Pflanzungen eingebunden und erhalten dadurch eine wichtige Einkommensquelle.
Ergebnisse und erste Erfolge
Obwohl sich das Projekt noch in der Anfangsphase befindet, sind erste positive Entwicklungen bereits sichtbar. Unser Pilotprojekt zeigt sichtbare Ergebnisse. Die Anzucht der Setzlinge läuft erfolgreich und wird von der indigenen Gemeinschaft gut angenommen. Erste Baumpflanzungen auf vorbereiteten Flächen zeigen eine deutlich verbesserte Bodenstruktur. Die Integration von Schattenbäumen und stickstoffanreichernden Pflanzen hat den Boden wiederbelebt, sodass er nicht nur fruchtbarer, sondern auch widerstandsfähiger gegenüber Erosion und extremen Wetterereignissen wird.
Das Feedback der Bevölkerung ist ermutigend: Die Aussicht auf eine nachhaltige Einkommensquelle und verbesserte Ernährungssicherheit sorgt für große Motivation und Teilnahmebereitschaft. Besonders die Frauen der Gemeinschaften profitieren durch die Arbeit in den Baumschulen und den Nahrungswäldern, wodurch sich auch das soziale Gefüge in den Dörfern verändert – viele Frauen berichten, dass sie das erste Mal eine feste und selbst bestimmte Arbeitserfahrung machen.
Herausforderungen und Lösungsansätze
Die Umsetzung eines Projekts dieser Größenordnung bringt verschiedene Herausforderungen mit sich, die wir gezielt adressieren:
- Finanzierung:
Aufgrund der finanziellen Lage in der Region sind Investitionen in Setzlinge, Bewässerungssysteme und Schulungen eine große Hürde. Wir sind auf Spenden angewiesen, um das Projekt langfristig zu finanzieren. - Wissensvermittlung und Nachhaltigkeit:
Eine langfristige Veränderung erfordert ein tiefes Verständnis für die neuen Anbaumethoden. Durch intensive Schulungsmaßnahmen und „learning by doing“-Ansätze stellen wir sicher, dass das Wissen um die Agroforstwirtschaft nachhaltig in den Gemeinschaften verankert wird.
Ausblick und zukünftige Ziele
Wir planen, die Erfolgsmodelle aus Santa Maria de Cahabon auf weitere Regionen in Alta Verapaz und gegebenenfalls ganz Guatemala auszuweiten. Durch die Verknüpfung mit bestehenden Projekten und internationalen Partnerschaften möchten wir nicht nur die wirtschaftliche Lage der lokalen Bevölkerung verbessern, sondern auch ein Bewusstsein für den respektvollen und nachhaltigen Umgang mit der Natur fördern.
Ein mittelfristiges Ziel ist es, die Produkte der Nahrungswälder e in neue Märkte zu bringen und dadurch zusätzliche Einkommensquellen zu schaffen. Mit dem Kakao gelingt uns das schon. Diese nachhaltigen Anbaumethoden sollen auch in anderen Projekten Vorbildcharakter haben und Menschen weltweit inspirieren.
Und warum glauben wir eigentlich, dass wir dieses Projekt erfolgreich machen werden?
Ein entscheidender Grund, warum wir überzeugt sind, dass dieses Projekt langfristig erfolgreich sein wird, liegt in unserer eigenen Erfahrung und den praktischen Möglichkeiten, die uns unsere eigene Farm in Santa Maria de Cahabon bietet. Durch die Arbeit auf unserer eigenen Farm können wir das Konzept der Nahrungswälder aktiv vorleben und experimentell weiterentwickeln. Hier testen wir Anbaukonzepte, beobachten die Wirkung unterschiedlicher Pflanzenkombinationen und entwickeln Lösungen, die wir den umliegenden Gemeinden direkt weitergeben können. Die Farm dient somit als lebendiges Modell und Schulungszentrum, das den Familien zeigt, wie nachhaltige Agroforstwirtschaft in der Praxis funktioniert und welche positiven Effekte sie auf Bodenqualität, Ernteertrag und ökologisches Gleichgewicht haben kann.
Ein weiterer Erfolgsfaktor ist unsere enge und langjährige Zusammenarbeit mit den Familien der Region. Diese Partnerschaften sind weit mehr als Spender / Empfänger Verhältnisse; sie sind tief verwurzelt im Vertrauen und in gegenseitigem Respekt. Wir kennen die Herausforderungen und Bedürfnisse der Menschen und sind mit den alltäglichen Realitäten der lokalen Landwirtschaft vertraut. Durch dieses Wissen können wir die Nahrungswaldprojekte gezielt an die Bedürfnisse der Gemeinschaften anpassen und gleichzeitig auf deren Erfahrungen zurückgreifen, um praktikable Lösungen zu finden.
Unsere bisherigen Projekte, wie das Kakaoanbau- und das Zahnprojekt, haben gezeigt, dass die Beteiligung der Gemeinschaften wesentlich für den Erfolg ist. Die Menschen bringen eigene Ideen und Lösungen ein, was das Gefühl der Eigenverantwortung und der Identifikation mit den Projekten stärkt. Wir sehen bereits erste Erfolge in der positiven Einstellung der Menschen und ihrem Willen, Verantwortung für die Nahrungswälder zu übernehmen, was uns in unserem Ansatz bestärkt und uns überzeugt, dass wir auf dem richtigen Weg sind.
Fazit: Das Projekt der Umwandlung von Weideflächen in Nahrungswälder in Santa Maria de Cahabon zeigt bereits jetzt, dass nachhaltige Entwicklung vor Ort möglich ist. Es stärkt nicht nur die Natur und die Umwelt, sondern vor allem die Gemeinschaften, die durch neue Arbeitsplätze, Bildung und Ernährungssicherheit profitieren.