Der EU-Klimakommissar Wopke Hoekstra hat sich jüngst für einen Ausbau der Atomkraft in Europa ausgesprochen. Im Interview mit der Welt sagte er, dass er sich in der neuen Legislaturperiode des EU-Parlaments dafür einsetzen werde. Die EU hat sich lange Zeit auf das Ende der Kernenergie fokussiert – zugunsten einer klimafreundlichen Energiewende. Mittlerweile hat sich die Weltlage und somit auch die Debatte darum geändert. Aus dem Grund würde Europa einen „Übergangsbrennstoff” benötigen, so Hoekstra. Deutschland wirft er vor, bei dem Thema zu emotional zu agieren.
„Wir sollten die ideologischen Debatten hinter uns lassen“, so Hoekstra. Angesichts steigender Energiepreise und der geopolitischen Unsicherheit nach dem russischen Angriff auf die Ukraine sieht er die Notwendigkeit, neue Energiequellen zu erschließen. Dabei verweist er auf Finnland, dessen Umgang er als vorbildlich einordnete. Die finnische Regierung würde das Thema rein wissenschaftlich und nicht politisch betrachten. Rund 30 Staaten sprachen sich im Frühjahr bei einem Atomenergie-Gipfel bereits dafür aus, „das Potenzial der Nuklearenergie voll auszuschöpfen”. Einige Länder planen bereits den Bau neuer AKWS. Sie argumentieren laut BR24, dass Atomenergie bei der Vermeidung von CO2 eine wichtige Rolle spielen könnte.
Die Risiken der Atomkraft wie radioaktive Strahlung, Unfallgefahren, ungelöste Endlagerfragen und politische Sicherheitsrisiken bewog Deutschland 2023 zum Atomausstieg. Im Frühjahr verteidigte Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) den Schritt im RND. Entgegen einiger Erwartungen habe sich gezeigt, dass die Stromversorgung sicher und die Strompreise stabil seien, zudem konnten die CO2-Emissionen gesenkt werden. Atomenergie sei auf Dauer nicht wettbewerbsfähig, was man an den explodierenden Kosten internationaler Projekte sehe. Der Ausbau der erneuerbaren Energien habe daher nun Prämisse. Ähnlich äußerte sich der Chef des Bundesamtes für die Sicherheit der nuklearen Entsorgung (BASE), Christian Kühn. Er verwies im BR24 darauf, dass neuartige Atomreaktoren der vierten Generation jahrzehntelang nicht marktreif nutzbar seien.