„Ost und West. Frei, vereint und unvollkommen.” So lautet der Titel des diesjährigen Jahresberichts zum Stand der deutschen Einheit. Mittlerweile sind 34 Jahre seit der deutschen Wiedervereinigung vergangen. Es ist nach wie vor eine Herausforderung, die beiden Teile des Landes in politischer, wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Hinsicht zusammenzuführen. Die Bundesregierung sieht zwar große Fortschritte beim Zusammenwachsen des Landes, bei einigen Aspekten seien strukturellen Differenzen jedoch noch deutlich vorhanden.
Positive Fortschritte zeigen sich vor allem in der wirtschaftlichen Entwicklung. Insofern wachse die deutsche Wirtschaft im Osten seit zehn Jahren schneller als im Westen. Dabei nennt der Bericht mehrere internationale Großkonzerne, die sich in der Region angesiedelt haben und moderne Arbeitsplätze schaffen. Auch in puncto Literatur würden sich ostdeutsche Autorinnen immer mehr einen Namen machen, die ein „neues ostdeutsches Selbstbewusstsein” [verkörpern]: zukunftsorientiert, weltoffen und avantgardistisch.” Positiv hervorgehoben wird auch der Austausch, der seit 1990 stattgefunden habe. So seien über fünf Millionen Menschen aus dem Osten in den Westen gezogen, umgekehrt waren es circa drei Millionen. Fortschritte gab es kürzlich auch bei der Rentenangleichung.
Deutliche Unterschiede gibt es nach wie vor noch bei Einkommen, Vermögen und bei Führungspositionen. So würden die Löhne in Ostdeutschland noch immer knapp 30 Prozent unter denen im Westen liegen. Das durchschnittliche Vermögen westdeutscher Haushalte ist mehr als doppelt so hoch im Vergleich zum ostdeutschen Durchschnitts. Ferner würden nur 12 Prozent der Spitzenführungskräfte durch Menschen aus dem Osten besetzt, aus dem Westen sind es knapp 20 Prozent. Die Unterrepräsentation wirke sich negativ auf das Vertrauen in die Institutionen und damit auf die Stabilität der Demokratie aus, warnte der Ostbeauftrage der Bundesregierung, Carsten Schneider (SPD). Daher arbeite die Regierung daran, den Anteil ostdeutscher Führungspositionen zu erhöhen, sagte er im Spiegel.